Kooperation zwischen Microsoft und BMW (WIN 2/97)

Eine Branche rekelt sich in Einfallslosigkeit. Tagein, Tagaus denken tausende von Entwicklern krampfhaft über neue Features nach. Trotz sich intensiv kräuselnder Stirnen kommt die codierende Zunft zu keinen Ergebnissen. Doch es ist noch nicht aller Tage Abend. Während die Welt noch den neuen Grammatik-Checker von Microsoft Office feiert, machen sich Unternehmen auf, den Software-Markt aufzurollen. Das Zaubermittel der ausgehenden Neunziger: Kooperation über Branchengrenzen hinweg. Zielgruppenspezifische Software soll zu Marktanteilen verhelfen. Win war dem heißesten Joint-Venture auf der Spur.

Netscape Communications entwickelt mit den Bayerischen Motorenwerken einen neuen Browser. Für den verantwortungsvollen, sportlichen Datenreisenden mit hohen Ansprüchen an Fahrkomfort und Sicherheit entwickeln die beiden Unternehmen den Netscape Navigator 3.25i-BMW-Edition. Gemeinsam mit den Ingenieuren des Bayerischen Automobilkonzerns programmieren die Browser-Spezialisten den ersten für die Datenautobahn optimierten Web-Client.

Beta-Tester freuen sich über die Dynamik des Browsers und das hohe Durchzugsvermögen gerade in der mittleren Übertragungsbandbreite. Herumbummelnde T-Online und Compuserve-User werden mit Hilfe der integrierten Lichthupe auf den schnelleren Surfer aufmerksam gemacht. Dezentere Naturen verschaffen sich mit der Blinker-Links-Option Durchlaß. Besondere Bedeutung kommt dem Gas-Button zu.

Per Mausklick löst der User einen IP-Kickdown aus. Kurzfristig erreicht man damit Transferraten von bis zu 8 Kbyte pro Sekunde. Oberhalb dieser Rate riegelt der Netscape Navigator 3.25i automatisch ab. Gerüchte sprechen mittlerweile von einer ersten Annäherung zwischen Microsoft und der Daimler Benz AG. Explorer-Erlkönige sind schon auf dem Internet gesehen worden. Es steht jedoch zu erwarten, daß zuerst Microsoft-Office in einer Exclusive-Edition erscheint – inklusive beiger Ledermaus.

Umgekehrt hält EDV-Technologie weiter Einzug in den Straßenverkehr. Der nächste E-Klasse Mercedes wird einige intelligente Assistenten implementieren. Mit dem Fuel Wizard vergißt der Autofahrer nie wieder, den Tankdeckel aufzuschrauben. Besonders intensiv widmen sich die Programmierer auch eines weiteren Problem an Tankstellen. Ein spezieller Assistent merkt sich die Nummer der Zapfsäule und übermittelt sie via Scall oder SMS an den Autobesitzer vor der Tankstellenkasse.

Das vermeidet peinliche Verwechslungen und hilft bei Gedächtnislücken und suchenden Blicken auf dem Tankstellenvorplatz. Sicherheit pur vermittelt der Kurvenassistent. Er mahnt frühzeitiges Einlenken an und fragt im Notfall „Wollen Sie den Scheitelunkt wirklich verlassen?“.Eine vielversprechende Entwicklung ist der Fluch-Thesaurus. Wer sich nicht immer der gleichen stereotypen Schimpfwörter bedienen will, bemüht dieses Werkzeug. Insult-Levels regeln die strafrechtliche Relevanz: Von „Na, das üben wir aber nochmal“ über „Doofmann“ bis zu wirklich beleidigenden Inhalten bietet der Fluch-Assistent ein reichhaltiges, frei konfigurierbares Repertoire.

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