Glosse: Computer machen krank (WIN 6/97)

Jetzt wissen wir es: Es gibt ein Information Fatigue Syndrome — auf neuhochdeutsch Informationsermüdungssyndrom. Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, daß der durch Computer und Internet verursachte Informationsüberfluß Folgen hat: Schlafstörungen, Konzentrationsmängeln bis hin zur totalen Verweigerung der Informationsaufnahme.

Doch das sind nicht die einzigen Gefahren, die von EDV und Daten-Highway ausgehen. Nach intensiver Recherche veröffentlicht win exklusiv geheime Informationen aus Unterlagen des Bundesgesundheitsministeriums und der US-Gesundheitsbehörden. Sie offenbaren schonungslos, was uns Behörden und Industrie bislang verheimlichten: Nicht nur Haltungsschäden und Kopfschmerzen sind Resultate des EDV-Alltags. Computer und Internet machen uns kranker, als wir bisher dachten.

Zu den häufigsten Erkrankungen gehört der Spacebar-Thumb-Disorder: Schnelles Schreiben und intensive Betätigung der Leertaste verursachen Hornhaut und im weiteren Verlauf deutliche Verformungen des Daumens. Systembetreuer und alle, die sich mit der Installation von Software beschäftigen leiden unter dem retardierten Stirntrauma. Häufige Schläge an die Stirn und das nachdenkliche Aufstützen bei Netzwerkinstallationen zählen zu den Ursachen. Nackenschmerzen und tränende Augen sind Symptome der Registry-Seeking-Illness, einer Nachfolge-Erkrankung der win.ini-Checking-Anormality. Schwerwiegender zeigt sich das Backspace-Language-Syndrome. Diese Sprachstörung kommt vor allem bei Tastatur-Autodidakten vor. Das immer wieder von der Backspace-Taste unterbrochene Schreiben wirkt sich auf das Sprachzentrum aus. Die erkrankte Person neigt zum Stottern und verbessert sich buchstabenweise bei nahezu jedem zweiten Wort.

Bislang unheilbar ist die Logon-Phobie, eine typische psychosomatische Erkrankung bei Internet-Surfern. Angstzustände vor dem Verbindungsaufbau gründen sich auf traumatische Erfahrungen mit plötzlichen Leitungsausfällen und stundenlangen Meldungen wie „Überprüfen der Kontoinformationen“ oder „Verbindung zu XXX wird aufgebaut“. Die Folgen sind Apathie, Kopfschmerzen und gelegentlicher Durchfall. Tiefenpsychologen gründen die Logon-Phobie auf eine Urangst vor dem Nichts, vor dem Vergessensein zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Online und Offline.

In den Vereinigten Staaten stehen bereits Klagen gegen Online-Anbieter an, die nicht vor den fatalen Folgen des Verbindungsaufbaus gewarnt haben. Experten erwarten ein ähnliches Desaster wie im Fall der angeklagten Zigaretten-Multis, bundesdeutsche Gesundheitspolitiker diskutieren Warnhinweise auf den Installations-CDs der Online-Services. Fragen sie also Ihren Arzt oder EDV-Berater, bevor Sie das nächste Mal den Computer einschalten und online gehen.

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