Offenbar

Was mir immer wieder in Nachrichtenmeldungen auffällt ist das Wort „offenbar“.

„Offenbar“ hat sich gewandelt. 

Einst war etwas „offenbar“, wenn etwas ersichtlich war, wenn es keinen Zweifel gab.

Dann wandelte es sich zu „offenbar ist es so“. Es gibt Indizien, also wird es wohl so sein. Aus der Gewissheit der Offenbarung wurde eine aus Hinweisen geschlossene Vermutung.

„Offenbar“ hat sich weiter gewandelt. Die Vermutung ist geblieben. Jetzt steht „offenbar“ in vielen Meldungen für „vermutlich“ oder „wahrscheinlich“. Das einst klare Wort „offenbar“ müffelt nach Spekulation, Vermutung, Unwissen. 

Dem Wort „offenbar“ können wir keinen Vorwurf machen. 

Ich würde vorziehen, immer „wahrscheinlich“ zu schreiben, wenn „offenbar“ die Vermutung verschleiert. 

Das birgt die Gefahr, Unwissen zuzugeben. Und wenn wir etwas nicht wissen, warum schreiben wir dann darüber?

Vielleicht ist „offenbar“ nicht so harmlos. Wenn wir Unwissen mit „offenbar“ verschleiern, dann machen wir uns der Vermutung schuldig. Dann steht die ganze Nachricht in Frage.

Also: passt auf mit „offenbar“ – es gaukelt Indizien vor, wo vielleicht nur Vermutungen stehen.

Quelle: https://de.wiktionary.org/wiki/offenbar

Lesen Sie hier weiter: Was die Überschrift können muss – 5 Tipps

—–

Informativ und journalistisch Schreiben lernen Sie in meinen Schulungen.

Mehr Information:

Schreibe einen Kommentar